“Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich. Die andern können mich.” – Konrad Adenauer, erster dt. Bundeskanzler
Warum ist Schlagfertigkeit so wichtig?
Jedes Mal fallen Ihnen 20 schlagfertige Antworten ein – hinterher! Muss eine introvertierte Führungskraft einfach mit der mangelnden Schlagfertigkeit leben oder lässt sich das ändern? Ist Schlagfertigkeit ein angeborenes Talent oder kann man Schlagfertigkeit üben und diese Fähigkeit erlernen?
In zahlreichen Seminaren in den letzten Jahren haben wir bei unzähligen introvertierten Teilnehmern gesehen, dass sich die Fähigkeit zur Schlagfertigkeit durchaus erlernen und trainieren lässt.
Ihre Persönlichkeit sollen Sie selbstverständlich nicht ändern. Eine introvertierte Führungskraft kann aber lernen, schlagfertiger zu werden um:
- nicht zum Opfer verbaler Angriffe zu werden.
- sich mit Souveränität zu behaupten.
- sich selbstbewusster durchzusetzen.
- die Kommunikationsfähigkeit zu trainieren.
- das Selbstwertgefühl sowie das Selbstbewusstsein zu steigern.
Schlagfertigkeit lernen – auch für eine „introvertierte“ Führungskraft
Jeder Mensch hat seine eigenen, individuellen Stärken und Schwächen.
Introvertiert zu sein ist nicht gleichzusetzen mit Schüchternheit.
Introvertierte Menschen ziehen ihre Kraft eher aus sich selbst und brauchen Ruhe, um sich zu erholen. Extrovertierte Menschen dagegen ziehen ihre Energie aus dem Umgang mit anderen. Dadurch wirken eher extrovertierte Menschen häufig offener und kontaktfreudiger. Wie Sie auf Ihr Gegenüber wirken, ist nicht unbedingt Charaktersache, sondern Übungs- und vor allem Einstellungssache.
Beispiel: Herr Meyer ist ein eher introvertierter Mensch. Er ist seit einigen Jahren derselben Firma treu und leistet einen mehr als zufriedenstellenden Job. Nun wird ihm die einmalige Chance geboten, eine Führungsposition zu bekleiden, welche er natürlich nutzt. Von den anderen Mitarbeitern wird er als guter und zuverlässiger Kollege geschätzt, ist aber nicht als “Menschenmagnet” bekannt. Von einem Kollegen wird er besonders verbal angegriffen und beleidigt. Hiermit kann er nicht umgehen, er ist oft sprachlos und geschockt.
Wie viel “Herr Meyer” steckt in Ihnen?
Folgende Tipps können eine gute Hilfestellung leisten:
Strategien – um an der Selbsteinstellung zu arbeiten
- Starten Sie bei sich selbst und Ihrer Einstellung. Es ist viel einfacher, sich selbst zu ändern, als andere Menschen ändern zu wollen.
- Wechseln Sie einfach den Blickwinkel: Betrachten Sie folgende Situation aus zwei sehr unterschiedlichen Perspektiven:
I. Das ABC der Gefühle
A = Situation
B = Gedanken
C = Gefühle
Emotional:
A – Situation: Herr M. erntet lauter Missgunst seiner Kollegen.
B – Gedanken: “Das ist unfair und vollkommen respektlos. Und wieder habe ich nicht schnell genug reagiert und gekontert.”
C – Gefühle: Herr M. fühlt sich verspottet, nicht akzeptiert, klein und schwach.
Sachlich:
A – Situation: Herr M. erntet lauter Missgunst seiner Kollegen.
B – Gedanken: “Schade, dass meine Kollegen nur auf diese primitive Art und Weise ihre eigenen Defizite kompensieren können, nur weil sie meiner Position nacheifern.”
C – Gefühle: Es tangiert Herrn M. auf emotionaler Ebene sozusagen peripher.
Ein weiterer Tipp:
Nimm nichts persönlich. Nichts, was andere Leute zu dir sagen, ist deinetwegen, es ist ihretwegen. – (Miguel Ruiz – Die Vier Versprechen)
II. Fake it till you make it – Überlisten Sie Ihre Unsicherheit!
Dass wir uns nach außen präsentieren, wie wir uns fühlen, ist vermutlich allseits bekannt. Körper und Psyche stehen also in einer Wechselwirkung zueinander. Umgekehrt funktioniert dies genauso. Nehmen Sie eine aufrechte Körperhaltung ein, so richten Sie nicht nur Ihre äußere Haltung auf, sondern auch Ihre innere. Dem Gegenüber vermitteln Sie zugleich Selbstsicherheit.
III. Wehren Sie sich!
Sie müssen nicht jedem gefallen und auch nicht jeder muss Sie lieben, erst recht nicht derjenige, der Sie angreift. Es steht Ihnen zu, sich zu verteidigen. So setzen Sie Grenzen, bevor Konflikte entstehen.
IV. Überlegen Sie sich, weshalb jemand überhaupt wertvolle Energie dafür aufbringt, Sie aus dem Konzept zu bringen.
Oftmals doch nur, weil Sie diesem gefährlich werden können, da Sie besser sind, mehr können oder mehr haben, oder?
Neid ist bekanntlich die höchste Form der Anerkennung.
Nonverbale Expertentipps, mit denen Sie selbstsicher wirken
Sie müssen und können gar nicht immer selbstsicher sein. Allerdings sollte Ihr Gegenüber dies nicht durchschauen können. Möglicherweise erkennen Sie sich in einigen der folgenden Tipps wieder. Achten Sie bei der nächsten Situation, in der Sie sich unsicher fühlen, einmal auf Ihre Angewohnheiten und verbergen Sie diese, indem Sie nicht:
- zu viel zwinkern!
- gähnen!
- mit dem Haar spielen!
- die Lippen zusammenpressen oder auf der Zunge kauen!
- das Gesicht berühren!
- mit Gegenständen spielen (z.B. Kugelschreiber)!
- die Hände verdrehen!
- den Blickkontakt vermeiden.
Schlagfertige Antworten für eine introvertierte Führungskraft
Nur Mut zur Ironie und zum Sarkasmus. So nehmen Sie Ihrem Gesprächspartner auf souveräne, geniale, humorvolle und intelligente Art und Weise den Wind aus den Segeln und verblüffen zugleich die restlichen Anwesenden. Hier ein paar Beispielsätze:
“Hey, Sie sind doch nicht etwa schüchtern, Herr Meyer”?
Antwort: “Nein, ich täusche es nur vor, damit sich die anderen überlegen fühlen.”
“Sagen Sie eigentlich auch mal etwas dazu?”
Antwort: “Wozu denn? Sie reden doch genug für alle zusammen.”
“Sie sind so schweigsam, haben Sie Ihre Zunge verschluckt?”
Antwort: “Nein, ich lasse Sie ausreden, sollten Sie auch mal versuchen.”
“Na, werden Sie mal wieder rot?”
Antwort: “Die Farbe steht mir ausgezeichnet, oder?”
Achten Sie darauf, der Situation und dem Umfeld entsprechend zu kontern. Unangemessen sind vulgäre Ausdrücke, aggressives und übereiltes Antworten. Je gelassener Sie wirken, desto bodenständiger wirken Sie auf Ihr Gegenüber.
Schlagfertigkeit langfristig trainieren mit der angemessenen Methodik
Sie haben bereits erfahren, wie Sie an Ihrer Selbsteinstellung und Körpersprache arbeiten können und wie Sie auf souveräne Weise mit Ironie punkten. Nun sind Sie als Führungskraft jedoch verschiedenen Charakteren, Positionen und Situationen – mal schwierigen, mal unkomplizierten – ausgesetzt. Passend dazu gibt es eine Reihe von verschiedenen, angemessenen Konter-Methoden, die Sie sich langfristig antrainieren können. Tipps zur Verbesserung Ihrer Schlagfertigkeit finden Sie in den folgenden acht Beispielen:
1. Schweigen oder überhören
“Bedenke, dass Schweigen manchmal die beste Antwort ist.” (Dalai Lama)
Schweigen mit tiefem Blickkontakt ist die eleganteste Art jemandem mitzuteilen, dass er eine Grenze überschritten hat.
2. Geben Sie die Frage zurück
Sie gewinnen Zeit und der Fragende muss sich selbst seine Lösung erarbeiten.
“Wie soll denn das funktionieren?”
Antwort: “Eine gute Frage, die SIE mir gerne beantworten dürfen.”
3. Kurzfrage/-kommentar
“Aha, ist das so? Interessant…”, “Ach was, Sagen Sie bloß”
Gut für die Überbrückung zur nächsten Methode.
4. Einfach zustimmen
Ihr Gegenüber erwartet einen Widerspruch oder eine Rechtfertigung von Ihnen und ist erstmal aus dem Konzept gebracht, wenn Sie Ihm Recht geben. Denken Sie sich dabei immer: Sie haben Recht und ich hab` meine Ruh`.
5. Standard-Antworten
Verbale Provokationen laufen selten auf der Sachebene ab und sind ebenso wenig lösungsorientiert. Für solche Situationen eignen sich auswendig gelernte Zitate oder Sprüche:
“Wenn ich Ihnen jetzt Recht gebe, liegen wir beide falsch.”
“Ich bin nicht schüchtern, ich möchte nur wirklich nicht mit Ihnen reden.”
“Das ist aber ganz schön viel Meinung für so wenig Ahnung.”
6. Mit Worten spielen
So sorgen Sie für Verwirrung und gewinnen Zeit, um die Unterhaltung wieder in die Richtige Richtung zu lenken.
“Sie Trampel”!
Antwort: ”Schön, dass Sie bemerkt haben, wie ich mich abstrample”
7. Spiegel-Methode
Halte Sie dem Gegenüber auf verbaler Ebene einen Spiegel vor und sprechen Sie direkt auf die Problematik an:
“Wieso lenken Sie vom Thema ab und greifen mich persönlich an?”
“Ich merke, dass Sie dieses Thema total aus der Fassung bringt, warum?”
“Sie sind derart provokativ, hat das etwas mit diesem Thema zu tun?”
Sie können auch verbalisieren, indem Sie das Gesagte, das unangemessen war, direkt als Frage wiedergeben:
“Mich machen Sie damit wahnsinnig.”
Antwort: “Ich mache Sie wahnsinnig?”
8. Grenzen setzen
Machen Sie Ihrem Gesprächspartner frühzeitig deutlich, dass er zu weit gegangen ist, indem Sie Ihn ganz direkt darauf ansprechen, was sein Problem in diesem Augenblick ist oder etwas härter:
“Auf diesem Niveau führe ich keine Konversationen. Guten Tag.”
Sollten Sie einmal wieder so baff sein, dass Sie kaum einen klaren Gedanken fassen können, dann nutzen Sie einen der folgenden drei SOS-TIPPS:
Drei SOS-TIPPS für eine introvertierte Führungskraft
1. Tiefe Atmung
Eine bewusst tiefe Atmung wirkt direkt auf unser vegetatives Nervensystem, das wiederum Puls und Blutdruck senkt. Eine abgeflachte Atmung – wie Sie im Stress automatisch vorhanden ist bewirkt das Gegenteil. Eine ruhige tiefe Atmung bewirkt außerdem das Gefühl von Sicherheit und Standhaftigkeit (Embodiment).
2. Zwei-Wort-Sätze
“Guck an”, “Ach, wirklich”, “Na, sowas”
3. Verbalisieren
Geben Sie das Gesagte, das unangemessen war, direkt als Frage wieder:
“Sie machen mich wahnsinnig.”
Antwort: “Ich mache Sie wahnsinnig?”
Aufgrund von biochemischen Prozessen in unserem Körper, während wir einer Stresssituation ausgesetzt sind, ist es oft nicht möglich, innerhalb von Millisekunden die passende Konter-Methode aus dem Ärmel zu schütteln. Hinterher fallen Ihnen dann unzählige Antwortmöglichkeiten ein. Ärgern Sie sich nicht! Das Unterbewusstsein verarbeitet solche Situationen und rüstet sich für die nächste verbale Attacke. Ebenso wichtig wie die Vorbereitung ist also auch die Nachbereitung.
Weitere Informationen zu dem Thema Schlagfertigkeit finden Sie auch in unserem BLOG-Artikel: Schlagfertigkeit-lernen-verbale-angriffe-abwehren
Starten Sie Ihr persönliches Schlagfertigkeitstraining
Beginnen Sie in dieser Woche mit Ihrer eigenen Einstellung. Analysieren Sie die letzten Situationen, in denen Sie sprachlos waren. Betrachten Sie diese Situation noch einmal von außen: Haben Sie sachlich oder emotional reagiert? Wie hätte eine sachliche, effektive Reaktion aussehen können?
Üben Sie das ein paar Wochen lang und überlegen Sie sich gleichzeitig Methoden, mit denen Sie in einer solchen Situation Zeit gewinnen und sich selbst daran erinnern, die Situation vollkommen sachlich zu betrachten.
Wenn Sie das konsequent einige Wochen umsetzen, werden Sie sehen, dass Sie zunehmend selbstsicherer und schlagfertiger werden.
Nun sind Sie gefragt, viel Erfolg!
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