Jeder kennt sie, viele haben sie: Schwierige Kunden oder missgünstige Kollegen, die versuchen, einem das Leben am Arbeitsplatz so schwer wie möglich zu machen; Menschen, die es nicht lassen können, Sie verbal herauszufordern, Sie zu provozieren oder zu attackieren.
„Tritt fest auf, mach‘s Maul auf, hör‘ bald auf“, hätte Martin Luther wohl dazu gesagt. Auch wenn die Worte Luthers etwas brachial erscheinen mögen, so trifft er doch damit den Nagel auf den Kopf. Gerade wer als aufstrebende Führungskraft in seiner Rolle wahrgenommen und respektiert werden will, darf nicht gleich kleinbeigeben, wenn ihm Gegenwind entgegenbläst. Eine ständig rechtfertigende Haltung ist nicht das, was Ihre Vorgesetzten, Mitarbeiter und Kunden von Ihnen erwarten. Sind Sie als Führungskraft einer Provokation oder einem verbalen Angriff am Arbeitsplatz ausgesetzt, sollten Sie gezielt kontern können.
☞ Wie Sie als eher „introvertierte“ Führungskraft schlagfertig kontern.
Verbale Angriffe und Provokationen abwehren und kontern lernen
Kontern lernen, heißt die Devise. Provokationen abwehren und schlagfertig parieren, wenn eine „feindliche“ Attacke versucht, Sie peinlich dastehen zu lassen oder Ihre Argumentation zu zerstückeln. Sicherlich gibt es Naturtalente, die sich immer zu wehren wissen. Wenn Sie selbst nicht dazu gehören, können Sie es üben; sich vorbereiten und im Voraus überlegen, welche Provokationen von der anderen Seite kommen könnten. Denn welcher Redner wünscht sich nicht, Beleidigungen und verbale Angriffe einfach ins Leere laufen lassen zu können?
Wie Sie sich auf verbale Angriffe vorbereiten können
Sie können sich auf bevorstehende Situationen und Provokationen einstellen. Man kann Schlagfertigkeit üben, es ist eine Frage der Vorbereitung. Überlegen Sie sich im Voraus: Welche verbalen Angriffe könnten von der anderen Seite kommen und wie kann ich darauf reagieren?
Im Folgenden ein paar Tipps, wie Sie auf Verbalattacken selbstbewusst reagieren, schlagfertig kontern und Ihren Standpunkt dabei weiterhin entschlossen vertreten können. Sehen Sie außerdem, wie Sie in Konflikten die reine Rechtfertigung Ihres Handelns und Ihrer Ideen und Vorschläge vermeiden können.
- Konzentrieren Sie sich auf Ihre Werte als Führungskraft. Seien Sie sich dieser Werte bewusst.
- Bleiben Sie standhaft mit dem, was Sie verändern oder erreichen wollen. Sprechen und handeln Sie danach. Das gibt Ihnen die nötige Sicherheit. Mehr Schlagfertigkeit auf Basis einer glaubhaften und authentischen Ausübung Ihrer Führungsrolle ist die Folge.
- Vertrauen Sie Ihrer Kompetenz und Ihrem Gespür für die Situation.
Ein weiterer „Trick“: Wenn Sie sich für andere (Unternehmen, Mitarbeiter) einsetzen, werden Sie sich freier und unbeschwerter fühlen, als wenn Sie über sich selbst und Ihre eigenen Themen sprechen.
Vergessen Sie auch nicht: Sie sind nicht zufällig da wo Sie sind, sondern weil sich jemand bewusst für Sie entschieden und Ihnen das Vertrauen für die Rolle als Führungskraft ausgesprochen hat. Sie sind nicht allein. Das sollte Ihnen genug Energie geben, selbstbewusst mit verbalen Attacken umzugehen.
Die folgenden Techniken können Ihnen helfen, wenn Sie eine Provokation schlagfertig kontern möchten oder den Angriff erwidern wollen. Suchen Sie sich die Methode aus, welche zu Ihnen, Ihrem Gegenüber und Ihrer Situation am besten passt. Üben Sie diese „spontane“ Reaktion!
Schlagfertigkeitstechniken: Verbale Angriffe gekonnt abwehren
1. Referenzmethode (fair)
Mit der Referenzmethode können Sie verbale Angriffe parieren und Vorbehalte entkräften. Besonders geeignet ist diese Methode bei misstrauischen Verhandlungspartnern oder neidvollen/missgünstigen Kollegen.
Kollege: „Das schafft ihr doch sowieso nicht!“
Antwort: „Das haben andere die Kollegen aus der Nachbarabteilung im letzten Jahr auch behauptet, die waren dann überrascht und sehr zufrieden mit dieser Lösung.“
2. Begrenzte Zustimmung (fair)
Bei kritischen Bemerkungen reagieren Sie zunächst mit einer begrenzten Zustimmung:
Antwort: „Ich kann die Sorgen durchaus nachvollziehen, da wir es hier ja mit keinem kleinen Problem zu tun haben. Ich bin aber überzeugt davon, dass diese Entscheidung richtig ist und auch in Zukunft für alle die beste Lösung sein wird!“
Diese Reaktion ist umgänglich, fair und entkräftend. Die Beziehungsebene wird dabei nicht unnötig gefährdet. Harte Konterreaktionen sollten nur in Extremsituationen Anwendung finden.
3. Falsche Adresse (unfair)
Mit der Schlagfertigkeitstechnik der „falschen Adresse“ können Sie hart kontern. Tun Sie hier einfach so, als ob Sie die Provokation oder Beleidigung Ihres Gegenübers völlig anders verstanden haben. Überspielen Sie den verbalen Angriff und geben Sie Ihrem Gesprächspartner durch „Mitgefühl“ seine beleidigende Aussage als „Fehlermeldung“ zurück. Bleiben Sie dabei stets ruhig und gelassen.
Verhandlungspartner: „Sie sind doch ein Idiot!“
Antwort: „Es ist tut mir leid, dass Ihre Mitarbeiter so eine Meinung von Ihnen haben. Das ist ja wirklich bedauerlich.“
4. Kompetenzmethode (abweisend)
Mit dieser Taktik zeigen Sie dem Angreifer, dass Sie ihm sein kompetentes Statement absprechen.
Kollege: „Das schaffen Sie doch sowieso nicht!“
Antwort: „Hätten Sie die letzte Vereinbarung gelesen, dann wüssten Sie, dass wir dieses Problem längst gelöst haben.“
Verhandlungspartner: „Sie haben doch überhaupt keine Ahnung von dem, was Sie da reden!“
Antwort: „Es tut mir leid, wenn ich Sie da enttäuschen muss, aber wenn Sie die letzten gesetzlichen Veränderungen kennen würden, dann könnten Sie unsere Einstellung sicherlich verstehen.“
Seien Sie sich bewusst, dass durch eine derartige Antwort die Gesprächsatmosphäre verändert, aufgeheizt und auch nachhaltig belastet werden kann.
5. Gegenfragen stellen (um Zeit zu gewinnen)
Wenn Sie auf die Provokation Ihres Gegenübers nicht sofort den passenden Konter parat haben, stellen Sie eine Gegenfrage, damit Sie sich etwas Zeit verschaffen können. Achten Sie dabei stets darauf, dass Sie eine „offene Fragen“ stellen, welche Ihr Gegenüber ausführlich beantworten muss.
Bei „offenen Fragen“ handelt es sich um Fragen, welche mit einem Fragewort beginnen (wer, wo, wann, wie, was, warum, wieso, weshalb). Mit einer „geschlossen Frage“ werden Sie wenig Zeit gewinnen, da darauf nur mit „ja“ oder „nein“ geantwortet werden kann.
Mögliche offene Fragen können sein:
- Wie meinen Sie das?
- Auf welche unserer Leistungen bezieht sich Ihre Frage?
- Was genau verstehen Sie unter Teamarbeit?
- Wer gehört Ihrer Meinung nach zu den Leistungsträgern?
- Woher kommen die finanziellen Mittel für die neuen Investitionen?
- Wann können wir mit einer Entscheidung rechnen?
Beispiele für geschlossene Fragen:
- Können Sie mir das erklären?
- Wissen Sie, wer diese Entscheidung getroffen hat?
- Haben Sie das vereinbart?
6. Sicher Schweigen (Selbstsicherheit zeigen)
Reagieren Sie auf die Provokation Ihres Gegenübers mit schweigender Gelassenheit und in sich ruhender Selbstsicherheit. Halten Sie den Blick zu Ihrem Gegenüber dabei stets aufrecht. Sie werden merken, wie schnell das Ihren Angreifer verwirren und verunsichern kann. Schweigen und Stille sind etwas, dass für viele Menschen nur schwer auszuhalten ist. Die meisten nehmen dann verunsichert den „Ball“ wieder auf, wechseln das Thema oder schwächen ihren ursprünglichen Angriff selbst ab.
Trainieren Sie Ihre Schlagfertigkeit & bereiten Sie sich gut vor
Ausstrahlung, Schlagfertigkeit, Argumentationsfähigkeit und klare Werte vermittelnde Standpunkte gehören zu den wichtigsten Kompetenzen einer Führungskraft. Wer sich in dieser Rolle einer Provokation, einer Beleidigung oder einem verbalen Angriff durch einen Widersacher ausgesetzt fühlt, muss auch hier wissen, wie er damit umzugehen hat und wie er sich behaupten und Respekt verschaffen kann. Mit den dialektischen Kniffen, welche ich Ihnen in diesem Artikel aufgezeigt habe, sind Sie gut auf die nächste Verbalattacke vorbereitet. Spielen Sie potentielle Szenarien durch, üben Sie die passende Technik ein und der nächste verbale Angriff gegen Sie wird im Nichts verlaufen.
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